Spätestens mit der Diskussion über die Ergebnisse der PISA-Studien in den Millenniumsjahren geriet das Feld der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in den Fokus der Bildungs- und Sozialpolitik. Die frühe Kindheit wurde als Lebensbereich erkannt, in dem richtungsweisende Impulse für die umfassende kognitive, emotionale, motorische, sprachliche und soziale Entwicklung eines Kindes gesetzt werden. Zahlreiche Studien belegten, dass Kinder von früher Förderung bei der familienergänzenden Betreuung und Unterstützung profitieren.
Die Eidgenössische Koordinationskommission für Familienfragen veröffentlichte 2008 zwei Berichte, in denen die zentrale Rolle der familienergänzenden Betreuung hervorgehoben wurde:
Familien- und schulergänzende Kinderbetreuung in der Schweiz
Anleitung zur erfolgreichen Frühförderung
Das Bundesamt für Migration und die EKM haben im Herbst 2012 eine «Anleitung zur erfolgreichen Frühförderung» herausgegeben. Die Publikation ist eine Auswertung der zahlreichen Modellvorhaben in diesem Bereich und stellt besonders innovative und nachahmenswerte Ansätze vor.
Vier Lerngeschichten geben interessante und auch überraschende Einblicke in gute Beispiele der Frühförderung. Die Publikation verweist aber auch darauf, was Integrationsförderung im Frühbereich aus pädagogischer Sicht bedeutet oder welche Art von Projekten am ehesten Erfolg versprechen. Die zentralen Resultate der Evaluation aller Modellvorhaben in diesem Bereich werden in Form von Empfehlungen an die Beteiligten dargestellt.
Die «Anleitung zur erfolgreichen Frühförderung» zeigt beispielweise auf, dass es sich lohnt, gezielt danach zu fragen, was besondere Anliegen von Eltern sind, die das Schweizer Bildungssystem nicht von Kindesbeinen an kennen. Oder dass das spielerische Sprachenlernen bei mehrsprachigen Kindern nicht nur bei den Landessprachen der Schweiz ansetzen soll, sondern auch die Erstsprache berücksichtigen muss. Ausserdem sind jene Projekte, die möglichst viele Akteure der Frühförderung wie Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und Betreuungspersonen, eingewanderte und einheimische Familien einbeziehen, besonders erfolgreich.
Materialien zur Migrationspolitik: Anleitung zur erfolgreichen Frühförderung (PDF, 1 MB, 28.11.2012)
Frühe Förderung
Die EKM hat eine Studie in Auftrag gegeben, die die Frage der frühen Förderung speziell von Kindern mit Migrationshintergrund thematisiert.
Der Bericht ist als eine Auslegeordnung zu verstehen, welche neue Erkenntnisse aus Theorie und Praxis der Frühförderung einem breiten Publikum zugänglich machen will. Diese Erkenntnisse sollen sowohl die bildungspolitische Diskussion im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Frühförderung anregen als auch eine Grundlage dafür sein, wie die verschiedensten Initiativen und Ansätze in diesem Bereich voneinander profitieren können. Ein spezielles Augenmerk ist dabei der Frage gewidmet, wie die Bedürfnisse von Migrationsfamilien – sowohl der Kinder wie auch der Eltern – berücksichtigt werden können und welche Rolle Sprachförderung dabei spielen soll.
Materialien zur Migrationspolitik: Frühe Förderung (PDF, 1 MB, 09.03.2009)
Aufbauend auf dieser Bestandesaufnahme hat die EKM Empfehlungen erarbeitet, wie frühe Förderung im Bereich der Integrationsförderung konkret umgesetzt werden kann. Sie definiert dabei die zentralen Handlungsfelder wie folgt:
Dort, wo die politische Einsicht zur Notwendigkeit vorhanden ist und entsprechende Finanzierungskanäle erschlossen sind, sind auch koordinierte und vernetzte Angebote der frühen Förderung am stärksten ausgeprägt. Das bedeutet, dass die Förderung des Dialogs und Diskurses zu Sinn und Nutzen der frühen Förderung ein erstes wichtiges Handlungsfeld darstellt.
In der Praxis besteht ein zentrales Handlungsfeld darin, übergreifende Konzepte und Strategien zu entwickeln. Diese müssen einerseits das vorhandene Potenzial von bereits bestehenden Angeboten (im engeren und weiteren Umfeld) nutzen und anderseits die Lage sozial benachteiligter Familien, die zu einem grossen Anteil aus Familien mit fremdsprachigem Hintergrund bestehen, speziell beachten. Gesamtstrategien sind aber auch unerlässlich, um die Hindernisse, die sich aus den unterschiedlichen Zuständigkeiten im Frühbereich ergeben, zu überwinden (politische Strukturen, Trägerschaften, Regelangebote vs. informelle Angebote, Fachorganisationen, Ausbildungsstätten etc.). Die konkrete Ausrichtung übergreifender Konzepte und Strategien ist daher einerseits abhängig von den lokal bereits vorhandenen Angeboten und Strukturen, andererseits besteht ein eindeutiges Manko in verschiedenen Bereichen. So gibt es Handlungsbedarf im Bereich von Modellen der integrativen Sprachförderung, der Elternarbeit und Angeboten innerhalb der Familie, der lebens- und wohnortnahen und aufsuchenden Angebote (Niederschwelligkeit). Die Entwicklung und Förderung solcher Modelle sollte jedoch in eine Gesamtstrategie eingebettet und begleitend evaluiert werden.
Projekte und Modellvorhaben
Zur Erprobung von guten Beispielen erfolgte 2009 eine gemeinsame Ausschreibung des Bundesamts für Migration BFM und der EKM für die Durchführung von Modellvorhaben. Zentral waren der starke Bezug auf die Zusammenarbeit und die Vernetzung verschiedener Akteure sowie der klare Akzent auf Integration als gesamtgesellschaftlicher Prozess. Wichtig war ausserdem, dass mittels der Modellvorhaben der Blick dafür geschärft werden konnte, wo frühe Förderung im Zusammenhang mit Migration besondere Aufmerksamkeit, besondere Instrumente oder besondere Herangehensweisen braucht. Die Projekte wurden Ende 2011 abgeschlossen.
Im Hinblick auf die Weiterentwicklung der Integrationsförderung in diesem Bereich wurde eine Evaluation in Auftrag gegeben. Die Erkenntnisse der Evaluation finden sich im Bericht der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz.
Integrationsförderung im Frühbereich (PDF, 1 MB, 12.07.2012)
Integrationsförderung im Frühbereich - Kurzfassung (PDF, 491 kB, 12.07.2012)
Gemeinsam mit dem BFM unterstützte die EKM die Erarbeitung einer Kommunikationsplattform, bei der sich Interessierte über Ansätze und Projekte der Frühen Förderung austauschen können. Diese Plattform wird dauernd aktualisiert.
Letzte Änderung 24.06.2024